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Geschichten

Batholomäus Kröber – „de Mies" (* 06.04.1874 - † ?)

Ein Urgestein der Fischerfamilie Kröber vor dem 1. Weltkrieg

Rudolf Schäfer, Kuratorium für Heimatforschung und –pflege Kobern-Gondorf © 2017

Bartholomäus und Margaretha Kröber Kobern

Vor dem 1. Weltkrieg sah Kobern noch ganz anders aus.

Ich meine nicht nur, dass Kobern kleiner war, sondern vieles, was wir heute als gegeben ansehen, ist damals entstanden oder auch verloren gegangen: z.B.

  • Die Scheidergasse war die letzte gepflasterte Straße am südlichen Ortsrand, die Kastorbach war ein unbefestigter Feldweg , wie auch das Berggässchen und die Mark.
  • „Beckerch", heute Heinz Becker-Obermarkstr. 10, war das letzte Haus und von hier bis nach Gondorf gab es nur Gärten und zum Marker Berg zu Obststücke.
  • In Richtung Winningen war die Lubentiusstraße die letzte Straße, die nur auf einer Seite bebaut war. Auf der anderen Seite lagen Kirschenstücke bis fast an den Dore Berg.
  • 1908 kam die Wasserleitung. Bis dahin gab es über 30 „Petze" (Brunnen) in Kobern
  • 1914 kam durch die Firma Molitor der erste Strom nach Kobern.
  • Kobern hatte einen Nachtwächter, der abends die Straßenlaternen anzündete.
  • Kobern war nicht nur ein Winzerdorf, sondern es war damals ein Fischerdorf mit 5 Familien namens Kröber, die vom Fischfang lebten

Wenn man damals durch Kobern ging, hat man an manchen Stellen im Dorf Häuser angetroffen, vor denen Fischernetze zum Trocknen hingen. Das fing an oben an der Ecke vom Berggässchen war der Fischer Peter Kröber (1880-1974) mit seinem Sohn Franz, in der Burgstraße war es der Kröber Hännes (Vater Anton Kröber). Ging man weiter den Lennig hinunter, kam der Bartholo-Mies Kröber (1874-..) und um die Ecke herum in der Kronenbergerstraße der Fischer Anton Kröber(1852-1938) und zuletzt in der Marktstraße den Thias Kröber (1836-1921). Fünf Fischerfamilien in Kobern. Dass Kobern ein Fischerdorf war, zeigte sich auch in der Koberner Gastronomie.

Kobern hatten einige gute Hotels. Diese Häuser boten als Markenzeichen und Spezialität natürlich Moselfisch auf ihrer Speisekarte an. Einige hielten sogar in Bassins lebende Fische vor, wie das Hotel Haupt oder Hotel Fuchs und bis in unsere Zeit das Gasthaus Robert Heinrich Haupt in Gondorf. Das Hechtessen vom Hotel Simonis war weit über Kobern hinaus als Delikatesse bekannt.

Als im 1. Weltkrieg die Lebensmittelknappheit sehr groß wurde und Hungersnot drohte, wies am 24.März 1917 die königliche Regierung den Moselfischerei-Pächter Anton Kröber an, Fischscheine an die Leute auszugeben, weil „bei der gegenwärtigen Lage die größtmögliche Ausnutzung des Fischbestandes für die allgemeine Ernährung eine unbedingte Notwendigkeit" ist.

An diesen wenigen Ausführung kann man erkennen, dass die Moselfischerei in Kobern von großer wirtschaftlicher Bedeutung war. Außerdem fällt besonders auf, dass viele Koberner Fischerfamilien den gleichen Namen tragen – nämlich Kröber, und das seit fast 400 Jahren. Denn auf dem Koberner Friedhof finden sie heute noch einen Basaltgrabstein von 1621 mit der Aufschrift „Baltus Kröber und Hausfru Klara".

Ein Urgestein dieser Fischerfamilie Kröber war der Fischer Bartholomäus Kröber, einfach abgekürzt „Mies" genannt. Der „Mies" war, wahrscheinlich durch seine vielen Schicksalsschläge, die ihn in seinem Leben trafen kauzig, oder wie die Koberner sagen „verdräscht".

Hier einige Beispiele, welche Härten den „Mies" trafen:

  • Mit dem alten Wey betrieb er neben der Fischerei einen Handel. Statt eines Geschäftsvertrages war alles war mit Handschlag vereinbart. Als aber Wey Konkurs machte, blieben die Gesamten Schulden der Firma am „Mies" hängen. Er mußte eine Reihe von Grundstücken verkaufen, um nicht im Gefängnis zu landen.
  • Als es bei „Museklose" (Anheier-Peterstraße) brannte, kam „Mies" gerade vom Fischen und half löschen. Dabei wurde er von einer herabfallenden Laie getroffen. Der alte Dr. Friedländer behandelte ihn und meinte, dass er seitdem geschädigt sei.
  • Das Schlimmste aber, was einem Familienvater zustoßen kann, ist der Tod eines Kindes. Gleich 5 mal schlug der Tod beim „Mies" zu. Von seinen 9 Kindern starben 5, meist an Diphterie:
    - Das erste Kind Wilhelm Anton starb mit 2 ½ Jahren am 3.11.1903
    - Das zweite Kind Andreas mit 2 Monaten am 9.11.1903. Es war das zweite Kind innerhalb einer Woche.
    - Das dritte Kind ertrank: Sein Sohn Wilhelm * 25.9.1903 spielte mit einem selbstgebauten Schiffchen an „Kröwersch Dal". Als es abtrieb, versuchte er mit Steinen, das Schiffchen wieder zu landen. Dabei rutsche er aus und fiel ins Wasser und ertrank am 22.05.1916 mit 13 Jahren.
    - Das vierte Kind Anna Maria starb mit 8 Jahren am 31.8.1913
    - Die als siebtes Kind geborene Elisabeth Kröber starb mit 1 Jahr am 15.06.1911
    - Die Kinder Margarethe (* 1907), Barbara Kröber (*2.1.1909), Johanna Kröber (*2.8.1912) und Maria Theresia Kröber (*31.10.1915) erreichten ein normales Alter
  • An diesen Beispielen wird deutlich, dass der „Mies" nicht gerade vom Glück überhäuft wurde. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass er „verdräscht" wurde und dem Alkohol zusprach. Dies taten übrigens noch mehr Fischer, wenn sie morgens auf dem Weg zu ihren Nachen an der Kellerei und Schnapsbrennerei Gries nicht vorbeikamen.

Die Jungen aus dem Unterdorf ärgerten ihn gerne. Sie schlugen mit der Faust gegen sein Hoftor und rannten dann, so schnell sie konnten, weg. Denn der „Mies" lauerte manchmal schon am Tor, um ja einen zu erwischen. Im Dunklen machte er abends auch einmal ganz unverhofft die Küchentür von „Berese Gret" –Kronenbergerstraße-Lennig die Küchentür auf, um zu überprüfen ob die bösen Buben hierhin gerannt seien. Er schaute sich um, aber niemand zeigte Anzeichen von schneller Flucht. Alois Rieser, Bere-Henne, Schwabs Schorschu.a. saßen friedlich am Küchentisch.

Der „Mies" war auch bekannt für seine weisen Sprüche:

  • Jungs, das merkt euch: gut gefrühstückt merkt man den ganzen Tag, gut geheiratet sein Leben lang"
  • „Für einen armen Vater kann man nichts, für einen armen Schwiegervater ist man selber schuld"
  • Als Seine Tochter Margarete den Heinrich Laus heiraten wollte, der viel kleiner und schmächtiger als die Braut war, missfiel das dem „Mies" sehr. Als Heinrich Laux einmal zum Freien kam, herrschte „Mies" ihn an: „Was will ein Zaunkönig in einem Adlerhorst?".
  • Bei ihm arbeitete schon mal als Aushilfe das „Griese Juppche" von Dieblich. Als sie wieder einmal beim Fischen auf der Mosel waren, fiel die Uhr von Juppche ins Wasser. „Mies" sagte: „Mach en Kerb an de Nache, dann fennste die Uhr got wieder".

In diesem Sinne „Petri heil!"

Bartholomäus & Margaretha Kröber Kobern

Bartholomäus & Margaretha Kröber Kobern


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